Sonntag, 24. August 2008

Kino: Happy Go Lucky

Heute ist Kinotag. Ich bin pünktlich um neun im Chelsey und gönn mir noch ein kleines Frühstück mit Kaffee und Rührei. Das Frühstück im Jungfernstieg wird immer besser, es gibt jetzt Rührei mit Tomaten und Schafskäse. Es steht zwar nicht auf der Karte, aber Ulli macht es auf Wunsch gerne fertig. Superlecker.

Zwei Kaffeebecher später ist es schon Zeit fürs Kino. Ich liebe die 11 Uhr Vorstellung im Metro Kino. Es ist morgens noch total leer und nur ein paar gut gelaunte Frühaufsteher treffen sich zum Frühstückskino.

Ich sehe Happy Go Lucky, das neue FeelGoodMovie aus England. Oh, welch ein toller Film mit einer absolut bezaubernden Sally Hawkins in der Rolle der liebenswerten und fröhlichen Grundschullehrerin Poppy. Stellt euch Pippi Langstrumpf als 30-jährige Londonerin vor. Immer gut gelaunt hat sie für die schlimmsten Typen noch einen witzigen Spruch parat. Zu einem mega unfreundlichen Buchhändler sagt Poppy zum Abschied: "... und immer schön so fröhlich bleiben!". Oh, das kriegt der Typ von Mister Minit das nächste Mal auch von mir zu hören, wenn er wieder so muffelig ist. Ich freu mich schon richtig drauf.

Poppys Fahrlehrer Scott, gespielt von einem genial neurotischen Eddie Marsan hat mir richtig Angst gemacht. Es ist unglaublich, wie Poppy mit ihm fertig wird. Aber ich will nicht zuviel verraten. Dazu trägt Sally Hawkins in dem Film die abgeflipptesten Klamotten. Besonders ihre Strümpfe sind der Knaller. Ich muss heute gleich zu "Schöne Beine" in der Holtenauer und nach Happy Go Lucky Strümpfen fragen. Na, die werden schauen...

Happy Go Lucky ist ganz großes Gute-Laune-Kino und wer die Bridget Jones Filme mochte, wird Happy Go Lucky lieben. Unbedingt sehenswert.

Eine Kritik am Metro Kino im Schloßhof muss ich noch loswerden: der Vorführer ist eine Katastrophe. Kein Gefühl für die richtige Lautstärke und absolut keine Ahnung, wie man mit dem elektrischen Vorhang umgeht. Es nervt ein bisschen und war mir schon vor Wochen einmal aufgefallen.

Freitag, 22. August 2008

America's Next Topmodel goes Trangender

In der kommenden Staffel von America's next Top Model wird erstmals ein T-Girl unter den 14 Contestants sein. Die 22 jährige Isis aus New York City ist die erste Transsexuelle, die in einer Top Model Show auftreten wird.

Der amerikanische Fernsehsender The CW überträgt die 11. Top Model Staffel ab dem 3. September 2008. Es handelt sich dabei um das Original der Sendung, die in Deutschland mit Heidi Klum als Germany's next Topmodel bekannt geworden ist.

Erfunden wurde die Show von dem ehemaligen US amerikanischen Top Model Tyra Banks. Sie spielt in der Show die Rolle, die hier von Heidi Klum besetzt wird.

Ausschnitte der Sendung kann man direkt auf der Website von The CW anschauen. Auf jeden Fall drücke ich Isis alle Daumen und hoffe so sehr, dass sie es möglichst weit schafft und mir ihrem Auftreten automatisch ein bisschen zur Aufklärung zum Thema Transgender beiträgt.
© 2008 The CW Television Network

Mittwoch, 20. August 2008

3 Jahre Alltagstest

Heute ist ein ganz besonderer Tag für mich. Vor 3 Jahren bin ich zurück nach Kiel gezogen und habe ein neues Leben angefangen. Meine Frau hatte mich kurz zuvor abgeschafft und ich beschloss, mit Sven genau dasselbe zu tun: ihn endlich abzuschaffen.
Claudia holt mich gegen 19 Uhr ins Birdcage ab. Es ist der erste Laden, in den ich mich vor 3 Jahren als Svenja reingetraut habe und heute wollen wir ein bisschen feiern.
Als wir ins Birdy stöckeln, traue ich meinen Augen kaum: Claudia hat für mich einen kleinen Empfang vorbereitet. Mein Lieblingsplatz am Fenster ist festlich geschmückt mit einem Strauß rosa Lieblingrosen, drei Lichtern und einem kleinen Geschenk. Ich bin total aus dem Häusschen vor Freude und in dieser speziellen Stimmung, wo ich meine 20% auch auf Tiernahrung bekomme.

Welch ein glücklicher Abend. Ich sitze im Birdy auf meinem Lieblingsplatz am Fenster. Jedes Knarren des alten Barhockers ist mir so vertraut. Dazu spielt Micha für mich Shirley Bassey, meine absolute Lieblings-CD.

Es ist unglaublich, was in den letzten 3 Jahren alles geschehen ist. Trennung von meiner Familie, Beginn des Alltagstest, Outing auf meiner Dienststelle, eine neue Partnerin, Beginn der Laserepilation, blonde Haare, Scheidung, die Vornamensänderung von Sven zu Svenja, Beginn der Hormonbehandlung, wieder schwarze Haare, keine neue Partnerin mehr, heftiges Brustwachstum, Verlust des Sorgerechts für meine Kinder und was wird noch alles geschehen?

Sven zu Svenja von 2005 bis 2008

Seht euch nur die Fotostrecke an. Ich kann selbst kaum glauben, dass ich einmal der haarige Typ links auf dem Foto gewesen sein soll. Ist es nicht unglaublich, welche Wirkung diese kleine Portion Estreva Hormongel auf den ganzen Körper hat?

Sonntag, 17. August 2008

Bookcrossing - Freiheit den Büchern

Zugegeben, als ich das erste Mal vom Bookcrossing hörte, wusste ich auch nicht was das ist. Bücher-Freilassen? Was soll das sein? Die Idee ist schnell erklärt: Man legt ein Buch irgendwo in der Öffentlichkeit ab und hofft, dass es gefunden wird. Darin eine Nachricht an den Finder:
"Du darfst das Buch mitnehmen, lesen und musst es dann an einer anderen Stelle erneut aussetzen."

Damit man das Buch auf seiner Reise um die Welt verfolgen kann, hat es der erste Spender bei bookcrossing.de registriert. Die Idee ist ebenso genial, wie kostenlos. Wir machen die ganze Welt zu einer Bibliothek. Um gezielt nach ausgesetzten Büchern zu suchen, sagt man auf Bookcrossing "Go Hunting". Und wow: Allein in Kiel sind derzeit 11 - seit heute 12 - herrenlose Bücher auf der Walz und warten darauf, gefunden zu werden. Der Finder geht bitte auf die im Buch angegebene Webadresse und tippt kurz ein, wo er das Buch gefunden hat und wie es ihm gefiel. Manche Bücher sind auf diese Weise um die ganze Welt gereist und haben sicher viel erlebt.

Ich bin auf Anhieb begeistert und registriere sofort eines meiner Bücher, um es anschließend in der Wildnis auszusetzen. "Daniel Kehlmann, Die Vermessung der Welt", scheint mir ein angemessener Titel zu sein. Ich schreibe eine persönliche Widmung hinein und beklebe das Buch mehrfach mit den Notes von Bookcrossing, damit nicht gleich die erste Senfnase den Findling voller Stolz zum Fundbüro trägt.

Gegen 16 Uhr fahren Claudia und ich suchend durch Kiel und überlegen, wo wir das Buch am besten freilassen. Wo finden es Menschen, die tatsächlich noch lesen? Am Bahnhof? Dort liegen schon drei. An den Fähranlegern? Aber wo dort? Außerdem liegt dort auch schon eines. Im CAP? Eher findet man eine dreibeinige Ballerina, als einen Leser im Cap.
Schließlich entscheiden wir uns für den kleinen Kirchgarten der Ansgarkirche in der Waitzstraße. Ein winziger Garten mitten in der Stadt, wunderschön und ich traue meinen Augen kaum: dort wachsen üppig blaue und helle Weintrauben und sogar Feigen. Dieser Ort scheint wirklich besonderen Schutz von oben zu genießen. Ich bin total beeindruckt und lege das Buch wasserdicht verpackt in einem alten Spurensicherungsbeutel auf einer der beiden Parkbänke ab. Tschüss, kleines Buch. Machs gut und lass ab und zu mal von dir hören.
Viele Grüße, Svenja

PS: Derzeit sind in Deutschland 5.513 Bücher auf der Reise, weltweit sind es sogar mehr als 45.000 Exemplare.
Seit heute ist es eines mehr :-)

Nachtrag am 18.08.2008:
Jemand hat das Buch gefunden und bei bookcrossing geschrieben:
"Liegt auf dem Nachttisch und wird bald gelesen. :-)"
CAUGHT IN KIEL SCHLESWIG-HOLSTEIN GERMANY

Mittwoch, 13. August 2008

Verlust des Sorgerechts für meine Kinder - Even big Girls cry sometimes

Wenn ich mein Weblog so lese, klingt das Leben der T-Girls immer leicht und lustig. Und häufig ist es das auch. Vielleicht habe ich aber auch nur die Angewohnheit, das Gute zu lieben und das Schlechte einfach zu verdrängen. Doch heute gelingt mir das nicht.

Ich habe das Sorgerecht für meine fünf Kinder verloren. (Eigentlich vier, denn die Älteste ist schon lange volljährig).

Das Außergewöhnliche ist der Grund dafür: nicht etwa, dass ich etwas Böses getan hätte, nein, sondern meine Kinder wollen es so. Ihre Mama hat den Antrag dazu gestellt. Ich kann niemandem böse sein, denn ich hätte ehrlich gesagt auch keinen transsexuellen Vater haben wollen - wer will das schon?

Doch an diesem Tag zerbricht etwas in mir. Es geschieht ungefähr in dem Moment, als die Verhandlung zu Ende geht und die freundliche junge Richterin mich aus dem Saal entlässt. Ein kleines Stück von meinem hellrosa Herzen wird plötzlich grau und schrumpelig und sieht aus wie ein Stück Fonduefleisch, das man zu früh aus dem Topf genommen hat. An dieser Stelle wird nie wieder ein liebes Gefühl für einen Menschen wachsen können.

Als ich den Gerichtsaal verlasse, kann ich vor Tränen kaum noch etwas sehen und ich bin froh, dass ich die Treppe nach unten mit erhobenem Kopf schaffe. Weinend laufe ich an der Wache vorbei - die jungen Wachmänner sehen mich bestürzt an - und ich schaffe es gerade noch bis zu meinem Auto, als in diesem Moment die Welt über mir zusammen bricht.

Das Foto habe ich aufgenommen, um mich immer an diesen Tag zu erinnern. Völlig aufgelöst bei dem Gedanken an meine Kinder. Dazu Neil Young - Like a Hurricane und eine doppelte Portion Selbstmitleid mit Herzschmerz.

Puh...., welch ein schrecklicher Tag. Heute bin ich tief gesunken: vom Papi, vom Alle-Probleme-lösen-Könner, vom Geschichtenerzähler, vom Wohnwagen-mit-Familie-nach-Spanien-Fahrer, vom Tröster, vom Erklärer, vom Fahrrad-Reparierer, vom Witzeerzähler, vom Versorger, vom bewunderten Papi zu einer Person, die endlich aufhören soll, die Familie zu belästigen.
Das hat gesessen.