Dienstag, 21. April 2009

Dancing the Shice away

Diana und Svenja im Chaplins"Ok, meinetwegen. Ihr könnt bei mir schlafen. Aber wenn ich morgen früh nach Hause komme, dann fang ich an zu kochen und wir gucken noch einen Gruselfilm!" Diana und Claudia sind sofort einverstanden. Noch ahnen die beiden nicht, dass ich Fischstäbchen und Splatterfilme im Sinn habe.

Als wir losgehen, bewundert Diana mein Outfit mit lobenden Worten: "Wow, Svenja! Du siehst aus wie eine totale Schlampe." Ich überlege spontan, Diana zu adoptieren, denn unter T-Girls auf dem Weg zu einer Party ist Schlampenoutfit das größte Lob.

Wir stöckeln zuerst ins Chaplin's, einer kleinen, gemütlichen Cocktailbar in der Kieler Waisenhofstraße. Heute abend spielt hier Jake Adams, ein guter Freund und toller Entertainer. Als wir zu dritt voller Party-Power ins Chaplins vibrieren, treffe ich dort eine Bekannte mit ihrer Freundin, die beide auch total gut drauf sind.

Diana und ich im Chaplin's


Jake Adams und Svenja-and-the-CitySpätestens als Jake für mich Brown Eyed Girl spielt, habe ich den ganzen Shice des Alltags vergessen und tanze so fröhlich und ausgelassen wie immer. Nur meine Füße meckern ein bisschen über die 10cm Absätze meiner neuen ESPRIT Stiefel (eBay: 13,85€).

"Ok, ihr beiden, Deal: Ihr lasst mich jetzt nicht im Stich und dafür gibts später die goldenen Ballerinas von Buffalo. Die mögt ihr doch, oder?" "Deal!"


Kurze Zeit später sind wir schon wieder unterwegs und stöckeln das kleine Stück rüber ins After Dark zum Tiffy Club. Das Tiffy ist ein super Party Event für Transgender, Lesben und Schwule in Kiel.

Die üblichen Discos, wie die in der Bergstraße, oder die Mausefalle im CAP sind für Transgender Girls eher ungeeignet. Der übliche Mix aus Alkohol, Dummheit und Multikulti kann einem sehr schnell den Abend verderben.
Und außerdem hab ich auf queerportal.de zwei Freikarten fürs Tiffy gewonnen, yeah!


Diana Svenja Claudia Tiffy Club Svenja-and-the-CityIm After Dark ist um diese Zeit schon mega Stimmung und die Nebelmaschine läuft auf 110%. Für jeden Gast gibt es Free Shooters und am Eingang eine weibliche Security. Ich entdecke spontan mein Herz für Türsteher. Jedenfalls für solche, die Melanie heißen und dabei auch noch sexy aussehen.
links: Diana, Svenja, Claudia

Für die Musik sorgt DJ-Digger. Er ist zwar mein Lieblings-DJ, aber heute meint er es etwas zu gut mit uns. Die Bässe lassen mir die Strumpfhosen auf der Haut vibrieren. Ich habe vorgesorgt und aus der Aphothke drei Portionen Ohropax für uns geholt. Als Marco das sieht, ist er völlig verständnislos und lässt sofort die Lautstärke nachmessen: "126db, alles in Ordnung. Das ist nicht zu laut." Vermutlich sind wir es, die durch die Hormone so zickig gewordens sind. Als ich aber später in einem Anfall von Wahnsinn das Ohropax rausziehe, hat mein Trommelfell seine erste NahTod-Erfahrung.

Fünf Minuten später sind wir schon unterwegs ins Birdcage in der Rathausstraße. Das Birdy ist die Szenebar für Transgender in Kiel. Hier trifft man Lesben, Transgender und Schwule, aber auch ganz normale Heten, die entweder die Nacht nichtsahnend hereingespült hat, oder die einfach mal gucken wollen, wie "so eine" Bar von innen aussieht.

Svenja-and-the-City als Undercover School GirlTatsächlich kommen wenig später zwei Neugierige ins Birdy, Olga und Björn. Björn ist 25 Jahre alt und schon heftig angesoffen. Während Björn noch beteuert, auf keinen Fall schwul zu sein und nur mal gucken zu wollen, brennt er Claudia ein dickes Loch in ihre 40€ Wolford Strumpfhose. Ich ahne schon, was jetzt kommt und entschließe mich spontan, solange Olga die Zeit zu vertreiben, denn Björn ist erstmal beschäftigt.

Olga ist ungefähr genauso alt wie die weißen Buffalo Clogs aus Lackleder, die noch irgendwo ganz hinten in meinem Kleiderschrank stehen müssen und auch ungefähr genauso süß. Für ein so junges Mädchen hat sie bereits einige ganz erstaunliche Ansichten über das Leben und ich höre ihr geduldig zu.

Als Michael, bester Barkeeper von allen, uns gegen halb fünf mit seinem berühmten Chili versorgt, habe ich den Verdacht, er will nur den Getränkeumsatz ankurbeln. Michas Chili ist wirklich lecker, dabei aber so scharf, dass es ganz sicher auch Löcher in Strumpfhosen brennen kann. Wir löschen unseren Durst ausgerechnet mit ein paar Gläsern kaltem Chardonay. Tolle Idee. Ich ahne schon, wie der Abend enden wird.
Tiffy Club - Rechts: ich, Links: keine Ahnung

Um kurz nach sechs brechen wir endlich auf und stöckeln leicht angeschickert das kleine Stück vom Birdy in meine Wohung. Nur das Chili bewahrt Diana und Claudia in dieser Nacht vor dem Duft von gebratenen Fischstäbchen. Als Ersatz gibt es eine kleine Platte mit Oliven, Salami und Käse. Dazu mache ich uns einen Vampirfilm an, dem ich aber nicht mehr ganz folgen kann. Als wir endlich einschlafen, ist es schon 8 Uhr morgens und das Gebrüll der Vögel ist unerträglich.

Fazit:
Eine ganz normale T-Girl Partynacht mit dem einen Zweck: "Dancing the Shice away."
Getanzt an verschiedenen Orten: zwei
Freundschaft mit jungen Kasachinnen geknüpft: eine
Strumpfhosen: minus eins
Freie Drinks bekommen: neun
Aspirin genommen: vier
Als alter Mann beschimpft worden: zweimal :-(

4 Kommentare:

Nina hat gesagt…

Hi Svenja,

"dancing the shice away" habe ich glaub' ich auch mal dringendst nötig ... ich muss Dich jetzt bald mal anrufen, aber Z.Z. vieel zu viel "shice". Mein Kopf ist soo voll, ich darf mich nicht mehr aus dem Fenster beugen, dann fall' ich wegen "Übergewicht" raus ...

Vier Aspirin ist aber auch der totale Hammer, besser ist ein Liter Minerlwasser - hat mir mal ein Mediziner gesagt - aber ja, meistens passt der Liter natürlich nicht mehr rein und so verfalle ich auch immer wieder dem Aspirin.

Ansonsten mal wieder superlustig und höchst amüsant geschrieben ...


LG aus HH
Nina

Svenja-and-the-City hat gesagt…

@Nina: Ruf mich bloß an, Baby. Wir werden eine richtig tolle Partynacht machen.

Bad hair days hat gesagt…

Hallo Svenja.

"Wow, Svenja! Du siehst aus wie eine totale Schlampe." Ich überlege spontan, Diana zu adoptieren, denn unter T-Girls auf dem Weg zu einer Party ist Schlampenoutfit das größte Lob.

Ich glaube dir gerne, dass das unter euch auch wirklich als Kompliment gemeint war. Aber dein Satz war so Formuliert, als ob T* Frauen/Girls es immer regelrecht geniessen würden, Schlampe genannt zu werden. Das hat mich ehrlichgesagt richtig Wütend gemacht.

Gruss, Sarah

Svenja-and-the-City hat gesagt…

@Sarah: Du solltest meine Postings mit etwas mehr Humor nehmen. Wenn mehrere T-Girls gemeinsam einen flippigen Partyabend haben wollen, dann kann es schon mal zu solchen Sprüchen kommen. Ich find das lustig, denn ich weiß, dass es nicht böse gemeint ist.
Eiinfach nicht immer alles so Ernst nehmen. Trans ist schließlich keine Krankheit. Es ist am Anfang schwer genug, aber man kann auch sehr viel Spaß dabei haben.

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